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Leben im Glauben

Mein Weg mit meinem Gott.

"Erlebt von Alina"

Warum ich schreibe
Hallo lieber Mitmensch, ich weiss nicht, ob wir uns bereits kennen, uns kennenlernen werden, oder wir uns niemals begegnen werden. Ich habe das Bedürfnis, euch ein wenig über mein Leben zu erzählen und selbst wenn wir uns bereits kennen, denke ich, dass wir uns bisher nicht in dieser Intensität ausgetauscht haben, wie ich es hier schildern werde. Also, wenn du magst, dann gehen wir gemeinsam auf eine kleine Reise in meine Vergangenheit.

Mein früheres Glaubensleben
Ich wurde 1978 geboren, als ältestes Mädchen von insgesamt dreien. Unsere Eltern waren noch sehr jung - gerade erst 18/20 Jahre alt. Es begann damit, dass meine Mama und ihre Freundin, in die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas in Marl eingeladen wurden. Ich damals ungefähr 2 Jahre alt. Meine Eltern waren von der Botschaft, den bunten Bildern und besonders von der lieben Atmosphäre und dem Interesse der Brüder und Schwestern sehr berührt und fühlten sich sehr wohl. Ich habe es mir oft vorgestellt, wie sie wohl in ihren langen "Hippie-Kleidern" dort im Königreichsaal, jeder mit einem Kleinkind an der Hand aufschlugen. Daran habe ich aber keine Erinnerungen mehr.
Ich weiss, dass meine Eltern seitdem mal regelmäßig und mal unregelmäßig Besuch erhalten haben. Es war so, dass meine Eltern beide Gefallen an der Bibel hatten, sie jedoch beide sehr große Schwierigkeiten damit hatten, das Rauchen aufzugeben. So vergingen die Jahre in Marl. Meine Schwestern wurden geboren und wir besuchten die Zusammenkünfte in Marl ab und zu, je nachdem, wie unsere Eltern es entschieden. Es gab Jahre,in denen wir Weihnachten und Geburtstage gefeiert haben und dann auch wieder nicht. Das war schwierig für mich, muss ich sagen. Damals hatte ich mein eigenes Bibelstudium mit einer jungen Frau, die mit mir das "Geschichtenbuch" besprochen hat. Wir haben uns gut verstanden und haben nach dem "Studium" auch immer noch ein wenig Gesellschaftsspiele gespielt. Irgendwann sind wir dann von Marl nach Wesel gezogen und wir wurden erneut von einem netten Ehepaar der Zeugen Jehovas besucht. Dieser Kontakt zu den Zeugen vor Ort hielt aber nur sehr kurz und so waren wir die nächsten Jahre, bis auf einige kurze Hausbesuche Samstags, nicht in Kontakt mit ihnen. Ich muss so ungefähr 16 Jahre alt gewesen sein, als ich auf dem Rückweg von der Schule nach Hause einen Punker-Kumpel traf, der sich gerade mit einem Pionier unterhielt. Ich stellte mich dazu,lauschte ein wenig und meinte nur, ja,ja - weiss ich doch alles.
Der Pionier lud mich zum Versammlungsbuchstudium ein. Es wurde zu der Zeit das "Offenbarungsbuch" besprochen. Ich kam nach Hause und erzählte meiner Mutter davon und auch, dass ich es ernsthaft nochmal mit den Zeugen probieren möchte. Nach einem knappen Jahr habe ich mich taufen lassen. Ich war fest überzeugt, die Wahrheit gefunden zu haben und liebte es so zu leben.

Wobei mir damals schon die Erklärungen in der Broschüre, die wir parallel zum "Paradiesbuch" besprochen haben, sehr merkwürdig vorkamen. Ich habe meine "Bibellehrerin" z. B. gefragt, ob der Begriff "Leitende Körperschaft" überhaupt in der Bibel vorkommt. Diese ganze Erklärung, dass es damals zur Zeit der Apostel eine solche Gruppe überhaupt gab, konnte ich nicht glauben. Das habe ich total ausgeblendet und all die Jahre, wenn ich selbst ein Heimbibelstudien geleitet habe, diese Erklärungen aussen vorgelassen. Halt der "Alina Style",

In der Versammlung lernte ich meinen damaligen Mann kennen und lieben. Im Jahr 1997 heirateten wir. Mein Mann war Dienstamtgehilfe und wir waren sehr glücklich miteinander und dachten beide, dass wir für immer zusammenbleiben würden. Auch später, im "Paradies auf Erden" und selbst wenn einer von uns sterben würde, so bliebe der ander solange allein. Wir wollten halt aufeinder warten, so dachten wir und so groß war unsere Liebe zueinander. Dass es anders kommen würde, konnten wir uns beide nicht denken.
Der Bruch in meinem Glaubensleben
Wir waren fast 10 Jahre lang alleine und bekamen dann zwei wunderbare Kinder. Es war eine wunderschöne und auch sehr anstrengende Zeit. Wir haben den Besuch der Zusammenkünfte sehr ernst genommen und gleichzeitig wollte ich meinen kleinen Kindern auch gerecht werden, wenn es darum ging, welche Bilderbücher mit in den Königreichssaal gebracht werden durften. Was von so kleinem Menschenwesen bereits erwartet wird, da bin ich oft an meine Grenzen gestoßen und kann mich an manch unschöne Diskussion erinnern. Ich habe immer gesagt, dass unser Kinder doch keine kleinen Erwachsenen sind.

Leider entstanden auch in unserer Ehe immer mehr Schwierigkeiten. Wir lebten uns auseinander und gingen unsere eigenen Wege. Wir wollten uns jedoch nicht entzweien, denn wir wollten es ja schaffen, die Ehe aufrecht zuhalten. Leider haben wir erlebt, dass viele Ehen und Freundschaften bei Jehovas Zeugen, auseinander gingen und gute Freunde die Gemeinschaft verließen/ausgeschlossen wurden. Mein Mann war inzwischen Ältester geworden und hatte nur noch sehr wenig Zeit für seine Familie, was ihn ebenfalls sehr schwer belastete. Es vergingen die Jahre, unsere Kinder waren 11 und 9 Jahre alt und wir waren mittlerweile 20 Jahre verheiratet, da kam es zu einem riesigen Bruch.
Ich möchte nicht näher auf die Umstände eingehen, denn das würde den Rahmen sprengen. In dieser Zeit informierte ich mich sehr intensiv über unsere Religion. Unter anderem, habe ich das Buch von Raymond Franz "Der Gewissenskonflikt" gelesen und ich recherchierte im Internet. Da es uns ja verboten war, etwas von ehemaligen Jehovas Zeugen zu lesen, hatte ich sehr große Angst erwischt zu werden und warf das Buch, nachdem ich es gelesen hatte, in den Müll. Ich konnte so nicht mehr weitermachen. Zwischenzeitlich hab ich mir auch eine eigene Wohnung gesucht. Es war mir zu diesem Zeitpunkt, aber noch nicht möglich, konsequent den neuen Weg weiterzugehen.

Zu dieser Zeit, gab es viele Gespräche mit unseren Ältesten und ich kam zu dem Schluss, ich werde meine Wohnung wieder aufgeben und in meine Ehe zurückkehren. Obwohl, ich damals schon wusste, es hat eigentlich keinen Sinn mehr. Da war diese Zerrissenheit, denn ich wusste, dass ich diese Religion so nicht mehr vertreten konnte. Da ich, aber auch nicht als "bezeichnet" gelten wollte, befand ich mich in einer Zwickmühle, denn ich war noch nicht so mutig und entschlossen. Es ist wie Laufen lernen, denke ich. Wir fallen zwischendurch hin, halten uns an Gegenständen fest und irgend wann klappt es.

Wir haben also weiter als Ehepaar zusammengelebt, was allerdings nicht mehr funktionierte. Ich bin davon überzeugt, das unsere Kinder diese komische Atmosphäre deutlich gespürt haben, auch wenn wir nicht gestritten haben. Im Volksmund spricht man nicht umsonst von "dicker Luft".
Ich habe immer wieder versucht, mit meinem Mann darüber zu sprechen, welche Veränderungen ich an mir festgestellt habe. Das ich kein Herz aus Stein in mir trage und jetzt erst wirklich weiss, was echte Nächstenliebe bedeutet.
Widersprüche zur Bibel wollte ich nicht mehr hinnehmen. Wenn ich, z.B. bei öffentlichen Vorträgen, in den Zusammenkünften auf Widersprüche zur Bibel gestossen bin, hab ich den Bruder höflich darauf aufmerksam gemacht.
Irgendwann war ich dann soweit: stark genug um meinen Entschluss in die Tat umzusetzen. Ich schrieb einen sehr ausführlichen Brief an Selters und an die Ältesten unserer Gemeinde und verließ die Zeugen Jehovas.
Einige Zeit später spürte ich jedoch ein Bedürfnis oder eine Sehnsucht in mir. Ich wollte die Hand unseres Papas im Himmel nicht loslassen, er hielt mich ja auch immer noch fest, das spürte ich deutlich.

Nun kam meine Mama wieder ins Spiel: Sie ließ sich damals ebenfalls als Zeugin Jehovas taufen, kurz nach meiner Taufe. Sie wurde jedoch einige Jahre später ausgeschlossen.
Von da an, beschäftigte sie sich sehr intensiv mit den Lehren der Zeugen Jehovas. Sie schrieb, meinem damaligen Mann und mir, immer wieder Briefe, in denen sie uns ihre Gedanken mitteilen wollte. Ich weiss noch, wie sehr mein Mann und ich uns darüber geärgert haben. Heute weiß ich, es war unsere Angst und Unsicherheit. Die Zeit war noch nicht reif. Es kam dann so, wie es oft in solchen Situationen ist: Kontaktabbruch - für viele Jahre.
Ich hab sie erst wieder besucht, als ich selber Zweifel hatte und Dinge mit ihr besprechen wollte. Meine Mama lebt nicht mehr, sie ist vor einiger Zeit verstorben und unsere Verhältnis zueinander war sehr problematisch.
Wofür ich jedoch sehr dankbar bin ist, dass sie mich nicht aufgegeben hat. Sie hat in all den Jahren nicht aufgehört für mich zu beten.

Mein jetziges Glaubensleben
Ich bin jetzt Teil der christlichen Gemeinde, in die meine Mutter zuletzt gegangen ist.
Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, einen Gottesdienst zu besuchen, einen Raum zu betreten, in dem ein Kreuz hängt.
Jedoch auf Menschen zu treffen, die ihren Glauben ebenfalls sehr ernst nehmen, wie ich es bei vielen einzelnen Zeugen Jehovas beobachten konnte, hat mich im Laufe der Zeit überzeugt.
Es gibt sicher noch so viel zu berichten! Meine Geschichte soll dich ermutigen, deinen Glauben an unseren himmlischen Vater und unseren Herrn Jesus Christus, nicht aufzugeben. Psalm 34,9 lautet: "Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!" (LUT) Unser himmlischer Vater kennt uns besser, als wir uns überhaupt je kennen und beurteilen könnten.
Sei geduldig und liebevoll mit dir und anderen. Alle Dinge sind dir möglich, mit deinem Gott an deiner Seite.

Aus Erfahrung kann ich sagen: es ist ein Kampf der sich lohnt.
Ich freue mich darauf, dich einmal kennenzulernen und von dir und deinem Glaubensweg zu hören.

Ich grüße und ermuntere dich mit Hebräer 13,1 "Liebt einander weiterhin als Brüder und Schwestern."